Sportvg Feuerbach Info 01/2023

6 SPORTVG FEUERBACH INFO-MAGAZIN 1-2023 Sportvereine vermitteln Kindern und Jugendlichen Spaß an der Bewegung. Oberstes Gebot ist dabei, sie vor jeglicher Art der Gewalt zu schützen; dazu gehört selbstverständlich auch die sexualisierte Gewalt. Die Sportvg hat sich dembrisanten Thema angenommen, arbeitet ein Schutzkonzept aus und wird dabei von derWürttembergischen Sportjugend (WSJ) unterstützt. Friederike Herget sprachmit Matthias Reinmann von derWSJ und Nadine Rohde von der Sportvg darüber. Herr Reinmann, Sie referieren seit sechs Jahren speziell zum Thema "Prävention sexualisierter Gewalt". Was versteht man denn unter demBegriff "sexualisierte Gewalt"? Matthias Reinmann: Grundsätzlich wird "sexualisierte Gewalt" als Oberbegriff für Handlungen bezeichnet, welche Machtaus- übung, Zwang oder erzwungene Nähe eines Menschenmit Mitteln der Sexualität zur Folge haben. Ausprägungen und Er- scheinungsformen sind sehr vielschichtig. Eines haben sie je- doch gemeinsam: Sie müssen ernstgenommen werden – vor allemmit Blick auf Kinder und Jugendliche. Generell ist "sexuali- sierte Gewalt" keine gewalttätige Formder Sexualität, sondern eine sexualisierte Formder Gewalt. Imweiteren Sinne bedeutet "sexualisierte Gewalt" Machtausübung, Unterwerfung und Demütigung mit demMittel der Sexualität. Im organisierten Sport, und auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen, wird demBegriff ein dreistufiger Aufbau zugrunde gelegt: Grenzverletzungen, sexueller Übergriff und sexueller Missbrauch. Die Brisanz des Themas hat letztes Jahr durch eine Studie der "Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs" der Bundesregierung zugenommen. Es ging vor allemumden Missbrauch im Leistungssport. Vermehrt wurden auch Fälle von sexualisierter Gewalt in Breitensportvereinen und anderen Einrichtungen laut. Lange war es tabu, darüber zu reden. Ändert sich das gerade? Matthias Reinmann: Ja, wir unterstützen seit über 12 Jahren Vereine in der Präventionsarbeit und in den letzten Jahren ist die Nachfrage extrem gestiegen. Tendenz steigend. Die Vereine sind sensibilisiert, schauen genauer hin und bilden ihre Mitarbeiter und ehrenamtlich Tätigen auf diesemThemengebiet fort – so wie ich Ende Januar auch bei der Sportvg Feuerbach einenWorkshop gegeben habe. Was stand auf der Agenda diesesWorkshops und wer nahm daran teil? Nadine Rohde: Bei der Veranstaltung nahmder Beirat Prävention, alle hauptamtlichenMitarbeiter aus demKinder- und Jugendbereich und interessierteVertreter aus den Abteilungen teil. Matthias hat uns neben Formen der Kindeswohlgefährdung und sexualisierten Gewalt auch die Auswirkungen auf Betroffene, Strategien von Tätern und den offenen Umgang mit demThema erläutert. Du hast eben den Beirat erwähnt. Wer gehört ihm an und was ist seine Aufgabe? Nadine Rohde: Der Beirat Prävention begleitet die Entwicklung des Schutzkonzepts, das wir seit 2020 erarbeiten, umKinder und Jugendliche vor Gewalt zu schützen. Ihm gehören ehren- und hauptamtliche Sportvg-Mitarbeiterinnen undMitarbeiter an. So sind Uli Ruf aus dem Präsidium, unser Geschäftsführer Benjamin Haar, Kirstin Lebeda, die Bereichsleiterin Personal & Finanzen bei der Sportvg, Übungsleiterinnen und Übungsleiter aus den Abteilungen, interessierte Mitglieder und ich als Kinder- und Jugendbereichsleiterin dabei. Der Begriff „Schutzkonzept“ hört sich sehr theoretisch an. Was können wir uns darunter vorstellen? Nadine Rohde: Mit einem Schutzkonzept werden Bedingungen und Voraussetzungen für Kinder und Jugendliche geschaffen, damit vor allem sie, letztendlich aber alle Mitarbeiter undMitglieder der Sportvg, vor Machtmissbrauch und Gewalt geschützt sind. Es spiegelt unsere Haltung und unser Handeln wider. Es dient alsWerteleitbild, das jetzt sogar in der Vereinssatzung durch eine Präambel ergänzt, auch zu tragen kommt. Matthias Reinmann: Genau das ist der richtigeWeg, um potentielle Täterinnen und Täter abzuschrecken. Vereine und Einrichtungenmüssen das Thema auf sämtlichen Ebenen enttabuisieren, es offensiv angehen. Täter meiden Orte, wo Prävention von sexualisierter Gewalt auf der Agenda steht. Sie haben eben von Täterinnen und Tätern gesprochen. Vor Augen hat man oft das Bild eines männlichen Täters… Matthias Reinmann: Grundsätzlich sind 80 bis 90 Prozent der Täter männlich. Zu 85 Prozent werden sie durch Umwelteinflüsse, vor allem auch durch die Erfahrungen und den Umgang HINSCHAUEN UND AKTIV HANDELN – STATT WEGSCHAUEN! Matthias Reinmann arbeitet seit 2011 als hauptamtlicher Referent bei der WSJ bzw. demWLSB Nadine Rohde hat 2022 die Bereichsleitung Kinder- und Jugendsport bei der Sportvg übernommen.

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