Sportvg Feuerbach Info 02/2023

18 Kyudo ist eine Sportart, von der der ein oder andere bestimmt schonmal gehört oder gelesen hat. Aber dass es eine so ästhetisch anmutende Sportart ist, wissen sicherlich die wenigsten. Vereinfacht ausgedrückt ist Kyudo eine Mischung aus Bogenschießen, Zeremonie und Ritual, die seit dem16. Jahrhundert existiert und seit den späten 1960er Jahren auf der ganzen Welt vertreten ist. Kyudo hat etwasMeditatives, wobei es keine reineMeditationsübung ist. Der langsame Bewegungsablauf könnte allerdings darauf schließen. Nichts wird hastig gemacht. Jede einzelne Bewegung, ihr gesamter Ablauf ist festgelegt, wie der Pfeil das 28Meter entfernte Ziel, das Mato, erreichen soll. Eine innere Ruhe ist entscheidend. Nur wennman achtsam in der Durchführung jeder Bewegung und bei jedemHandlungsablauf ist, kann es ein guter Schuss werden. Was einfach klingenmag, ist aber die größte Herausforderung: Ein Kyudoschütze muss viele Jahre trainieren und ein hohes Maß an geistiger Reife erlangen, damit jeder Schuss ins Schwarze trifft. „Kyudo erfordert Geduld, Konzentration, regelmäßiges Training und Gelassenheit“, so Lothar Haller, der die Kyudo-Abteilung bei der Sportvereinigung leitet. „Kyudo wird oft als mentales Training verstanden. Das unterscheidet Kyudo nicht grundsätzlich von anderen Budo-Disziplinen“, so Haller weiter. Ein guter Schütze ist so auf den Bewegungsablauf konzentriert, dass kein anderer Gedanke mehr Platz hat. Der Moment des Abschusses, des Loslassens, wird oft als befreiend bezeichnet. Eindrucksvolle Kleidung und Utensilien Ganz ähnlich wird es einem Schützen ergehen, der westlichen Bogensport betreibt. Ansonsten unterscheidet sich diese Sport- art allerdings grundlegend vomKyudo: Wird bei der westlichen Sportart mit modernsten Bögen und Techniken geschossen, machen das Kyudo vor allemdie traditionellen Utensilien und die Kleidung aus. Dazu gehört unter anderemder 220 Zentime- ter lange Bogen, der asymmetrisch geformt ist und dessen obererWurfarmdeutlich länger als der untere ist. „Er macht einen anderen, langsameren Bewegungsablauf nötig, als dass es der europäische Bogen ermöglicht“, so Haller zu den Unterschieden der beiden Bogenschieß-Sportarten. Zur weiteren Ausrüstung eines Kyudo-Schützen gehören ein Schießhandschuh und die Kleidung, die aus einemHosenrock (Hakama), einemHemd (Gi) einemGürtel (Obi) und Schuhen (Tabi) besteht. „Für die Ausrüstung muss ein Schütze mit etwa 1.000 Euro Anschaffungskosten rechnen“, schätzt Lothar Haller. Dazu kommen noch Köcher und Pfeile. Es ist das ganze Erscheinungsbild, das die Faszination an der japanischen Sportart ausmacht: Die eindrucksvolle Bekleidung, die absolute Stille, die vom Schützen ausgestrahlte Ruhe, das Ineinanderfließen der Bewegungen, wobei keine Regung zu viel gemacht wird und das schon zu Beginn erwähnte Zeremo- nienhafte. Dass das japanische Bogenschießen bis zum16. Jahr- hundert zur Kriegskunst der Samurai gehörte, ist für Außenstehende kaum vorstellbar. KYUDO – ACHTSAMKEIT IN DER BEWEGUNG SPORTVG FEUERBACH AKTIVE Die Kyudoka der Sportvereinigung Feuerbach nach einemWettkampf INFO-MAGAZIN 2-2023

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